WOC LABS

Gemeinsam Interdisziplinär forschen

Was ist ein WoC Lab?

Ein WoC Lab ist eine verbundorientierte, interdisziplinäre Forschungsgruppe. Zweck eines Labs ist die vertiefte geistes-, kultur-, sozial-, rechts- und/oder bildungswissenschaftliche Beschäftigung mit Fragen von Widerspruch und Widersprüchlichkeiten in einem breiten Verständnis. Labs zielen auf die Entwicklung von konkreten, drittmittelgeförderten, interdisziplinären Verbundforschungsprojekten unterschiedlicher Größe oder setzen diese bereits um. Weitere Informationen über diese Fördermöglichkeit erhalten Sie jederzeit auf Anfrage bei der Geschäftsführung

Zu April 2020 wurden erstmalig WoC Labs bewilligt. Diese stellen wir Ihnen im Folgenden detaillierter vor.

Cultures of Knowledge in Question.

Worum geht es?

Das Lab „Cultures of Knowledge in Question“ ist ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben aus Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie Fachdidaktiken. Im Mittelpunkt stehen Widersprüche zwischen fachlichen Wissenskulturen und sich wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen in der Schule sowie an die Schule. Das Forschungsinteresse des Labs bezieht sich insbesondere auf Fachlehrer*innen und Fachunterricht als Akteure und Arenen der Verhandlung von Widersprüchen.

Grundannahme ist, dass Schule als institutioneller Ort der Wissensvermittlung zunehmend im Widerspruch zu sich wandelnden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen steht. Die Geltung von Wissen im Unterricht kann folglich nicht länger als gegeben betrachtet, sondern muss erst durch Interaktion hergestellt werden. Auch Fachunterricht kann sich deshalb nicht länger auf eine widerspruchsfreie Wissensautorität berufen, sondern ist vielmehr als eine Wissensarena zu verstehen, die angesichts der Konkurrenz von Geltungsansprüchen auf die Be- und Verhandlung von Wissen als allgemeingültiges Wissen angewiesen ist.

Das Lab nimmt an, dass die tradierte gesellschaftliche Erwartungshaltung an Fachunterricht als Wissensgarant einerseits und die durch gesellschaftlichen Wandel zusehends zerfasernden Anforderungen an ihn (z. B. Inklusion, Digitalisierung, Orientierung an Kompetenz und „Output“, Ökonomisierung) andererseits zu Widersprüchlichkeiten führen, die eine Neubestimmung fachlicher Wissenskulturen im schulischen Kontext notwendig machen.

Das Lab „Cultures of Knowledge in Question“ stellt diesbezüglich drei Fragestellungen in den Mittelpunkt seines Erkenntnisinteresses:

  • Wie wird angesichts vorhandener Widersprüche Geltung in Bezug auf die Sache im Fachunterricht verhandelt?
  • Wie wird in dieser Verhandlung angesichts vorhandener Widersprüche partikulares als allgemeingültiges Wissen im Fachunterricht ausgewiesen?
  • Wie und für was autorisieren sich die am Fachunterricht teilnehmenden Akteur*innen als Wissende?

Wer arbeitet hier?

Prof. Dr. Andreas Klee
Prof. Dr. Lydia Murmann
Prof. Dr. Nadine Rose
Prof. Dr. Florian Schmidt-Borcherding
Prof. Dr. Anja Starke
Prof. Dr. Maike Vollstedt

Digitale Diaspora – vorgestellte Gemeinschaften im digitalen Raum.
Digital Diaspora – imagined communities in cyberspace.

Worum geht es?

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Die kulturwissenschaftliche Aufwertung des Diaspora-Begriffs geht einher mit einer größeren Präsenz diasporischer Bewegungen in den Medien, in Kunst und Literatur – ein Phänomen, das mit den Effekten der Globalisierung, hier insbesondere mit Transmigration und Transnationalisierung in Verbindung gebracht wird. Tiefgreifende Veränderungen ergeben sich für diese Bewegungen durch die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft.

Wenn auch Diversität ein Merkmal heutiger Diasporas ist, so sind sie doch nicht frei von Widersprüchen und Konflikten, die es zu erkunden gilt. Ohnehin sind diasporische Bewegungen instabile Formationen, die auf verschiedene Weise (diskursiv, poetologisch, gesellschaftlich) mit Kulturen des Widerspruchs in Verbindung stehen, und Räume der dynamischen Aushandlung von Differenzen.

Das Lab macht es sich zur Aufgabe, das Verhältnis von Diaspora und Digitalität theoretisch auszuloten und anhand von Fallbeispielen zu untersuchen, wie sich regional marginalisierte Gruppen im Netz – aufgefasst als potenziellem Raum transterritorialer Vernetzung – als dezentrierte „vorgestellte Gemeinschaften“ (Anderson) entwerfen und ihre Selbst- wie Fremdwahrnehmung aktiv mitgestalten. Zentral sind das bislang nur ansatzweise theoretisierte Konzept der „digitalen Diaspora“, die Frage nach ihrer Spezifizität und den Folgen für das Selbstverständnis, die Darstellungspraktiken und die Performationen diasporischer Gemeinschaften.

Untersuchungsgegenstand ist auch die wechselseitige Durchdringung von analoger Diaspora-Existenz und digitaler Projektion: im Begriff des “Postdigitalen” wird das Auflösen der Grenzen zwischen beiden Bereichen gefasst.

Das Lab umfasst zunächst unterschiedliche Philologien (Romanistik, Germanistik, Anglophone Studien), deren Bezugsfelder durch unterschiedliche Diaspora-Traditionen geprägt sind. Es wirft einen dezidiert kulturwissenschaftlichen Blick auf die „Texturen“ solcher digitalen diasporischen Bewegungen; dieser wird sukzessive transdisziplinär erweitert.

What’s it about?

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The growing popularity of diaspora studies in the fields of cultural studies, is happening around the same time as diasporic movements are generating renewed interests in the news media, as well as in art and literature – a phenomenon that is associated with the effects of globalization, particularly transmigration and transnationalization. The current rapid growth of digital technologies also has fundamental impacts on diaspora communities and our understanding of communities in this digital age.

And as diversity is a characteristic of contemporary diasporic communities, there is a need to examine the developments arising from diasporic formation and composition, including contradictions and conflicts. Furthermore, diasporic movements are rather unstable in their formations, so there is an urgent need to engage with the idea and culture of contradictions in multiple ways (discursively, poetologically, and socially), in addition to exploring spaces for the dynamic negotiation of differences.

The WoC lab takes on the task of theoretically exploring a fresh relationship between diaspora and (post-)digitality and using case studies to investigate how marginalized groups design themselves as decentralized “imagined communities” (B. Anderson) in the internet (as a potential space of transterritorial networking) and actively shape their perception of the self and the others. A crucial notion to be discussed is the concept of “digital diaspora” and its specificities as well as the consequences for diasporic communities’ practices of self-representation and performances.

We also focus on the intersections of diasporic existence in analogue reality and its digital projection: the notion of the “postdigital” captures this dissolution of boundaries between these two areas.

For now, the lab embraces different philologies (Romance studies, German studies, Anglophone studies) whose frames of reference are linked to different diasporic traditions. It takes a decidedly cultural-scientific look at the “textures” of digital diasporic movements. The lab’s transdisciplinary perspective will be expanded successively.

Wer arbeitet hier?

Dr. Julia Borst (Romanische Philologie / Literatur- und Kulturwissenschaft)
Prof. Dr. Gisela Febel (Frankoromanistik / Literatur- und Kulturwissenschaft)
Prof. Dr. Axel Dunker (Neuere deutsche Literaturwissenschaft & Literaturtheorie)
Corina Wieser-Cox (Nordamerikanische und postkoloniale Literatur- und Kulturwissenschaft)

Assoziierte Mitglieder

Prof. Dr. Olorunshola Adenekan (Afrikanische Literaturwissenschaft, U Ghent)
Dr. Linda Maeding (Germanistik, U Complutense de Madrid)

Triviale Dissonanzen. Populärkultur zwischen Affirmation und Subversion.

Worum geht es?

Seit Leslie Fiedlers Aufruf, den Graben zwischen Hoch- und Sub- bzw. Alltagskultur zu schließen, hat sich viel getan: Der Terminus ‚Populärkultur‘ wurde eingesetzt und definiert und der Nutzen einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit den zugehörigen Gegenständen wurde diskutiert – beides mit unterschiedlichen Ergebnissen. Davon abgesehen ist die konkrete wissenschaftliche Forschung an Artefakten populärer Kultur zugleich nur moderat gewachsen. Gerade in den Literaturwissenschaften verbleibt diese Forschung Desiderat, versteht man sich doch (auch) als Wahrer*innen eines ästhetisch wertigen Kanons und scheut sich, diesen zum ‚Trivialen‘ hin zu öffnen. Unser Lab geht zunächst von einer gemeinsamen Nominaldefinition als Basis aus, die Populärkultur über ihre Artefakte versteht. Diese sind dadurch geprägt, dass sie zum einen ein großes Publikum erreichen und zum anderen von diesem Publikum als angenehm und lustvoll erlebt werden.

Im kulturellen Zusammenspiel ergeben sich hier überraschende Ambivalenzen und dialektische Verschränkungen, die den Ergebnissen und Maßstäben der Forschung geradwegs zuwiderlaufen: Obgleich sich popkulturelle Artefakte den herrschenden Diskursen in verschiedener Weise zu akkomodieren scheinen, so zeichnen sie sich zugleich dadurch aus, dass sie als Präfiguration aktueller Entwicklungen gelten dürfen; dass sie leitende Diskurse als hegemonial ausweisen oder sie zu opponieren und zu unterlaufen versuchen. An populärkulturellen Artefakten gerät somit die Reibung zwischen offiziellem Narrativ und sozialem Imaginären in den Blick. Diese Dissonanzen im vermeintlich Konsonanten interessieren uns in unterschiedlicher medienhistorischer Konkretisierung.

Wer arbeitet Hier?

Prof. Dr. Julia Brühne
Dr. Hauke Kuhlmann
Dr. Urania Milevski

Dr. Laura Beck (U Hannover als assoziiertes Mitglied)

Post/Kolonialität und Modernität.
Post/Coloniality and Modernity.

Worum geht es?

Zwischen einer meist aus westlich-nördlicher Perspektive konstruierten Moderne und deren Dezentrierung durch alternative Narrative besteht ein offenkundiges Spannungsverhältnis: Die westlich-nördliche Version einer Moderne des Fortschritts und der Aufklärung wird durch postkoloniale Ansätze, die uns an die unauflösliche Verwobenheit der „Moderne“ mit der europäischen Kolonialisierung des Globus und deren Folgen für unser Denken erinnern, herausgefordert und „provinzialisiert“ (Dipesh Chakrabarti). Aus diesem Grund haben Forscher wie Walter Mignolo oder Anibal Quijano dafür plädiert, statt von „Modernität“ immer vom Komplex „Modernität/Kolonialität“ zu sprechen. „Worlds of Contradiction“ eignet sich interdisziplinäre Verbundforschung hervorragend, um die Bremer Forschung zu bündeln, die sich diesem Spannungsverhältnis in verschiedenen geistes-, kultur-, rechts-, sprach- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen sowie am INPUTS – dem Institut für postkoloniale und transkulturelle Studien –widmet. Das Lab arbeitet momentan an folgenden Themenschwerpunkten:

(a) post/koloniale Wissensordnungen, Texte und Wissensproduktion;

(b) das Verhältnis von Natur und Kultur unter Bedingungen der Post/Kolonialität;

(c) Sprache im neo/post/kolonialen Archiv;

(d) zur Frage, inwiefern westlich-nördliche politische Leitnormen wie Demokratie, Freiheit und Gleichheit nochmals neu gedacht werden müssen, weil sie nur schwer von imperialistischen und kolonialen Bestrebungen entkoppelt werden können.

Obschon die Theoretisierung und empirische Erforschung postkolonialer Konstellationen natürlich nicht neu sind, so ist doch vor allem in Deutschland das Feld noch nicht umfassend bestellt. Das Lab dient deshalb zum einen als organisatorischer Rahmen für die Ausarbeitung eines interdisziplinären, die Sozial-, Sprach-, Kultur- und Rechtswissenschaften verbindenden Forschungsantrags, zum anderen als fortlaufender Diskussionskontext zur Vernetzung von Bremer Arbeiten im Themenbereich Post/Kolonialität und Moderne.

What’s it about?

There is an obvious tension between a modernity mostly constructed from a west-northern perspective and its decentering through alternative narratives: The west-northern version of modernity as progress and enlightenment is challenged and „provincialized“ (Dipesh Chakrabarti) by postcolonial approaches that remind us of the indissoluble interweaving of „modernity“ with the European colonization of the globe and its consequences for our thinking. For this reason, researchers such as Walter Mignolo or Anibal Quijano have argued that instead of speaking of „modernity“ we should always speak of the complex „modernity/coloniality“. The interdisciplinary collaborative research platform “Worlds of Contradiction” is ideally suited to connect researchers at Bremen University, who are concerned about and devoted to studying this tension in various disciplines in the humanities, cultural studies, law, linguistics and social sciences, as well as at the INPUTS – the Institute for Postcolonial and Transcultural Studies. The Lab is currently working on the following main topics:

(a) post/colonial knowledge orders, texts and knowledge production;

(b) the relationship between nature and culture under conditions of post/coloniality;

(c) language in the neo/post/colonial archive;

(d) the question of the extent to which west-northern political core norms such as democracy, freedom and equality need to be reconsidered because they are difficult to decouple from imperialist and colonial aspirations.

Of course, theory-building and empirical research of post-colonial constellations is not new, but the field has not yet been fully tilled, especially in Germany. The Lab therefore serves on the one hand as an organisational framework for the preparation and elaboration of an interdisciplinary research proposal and on the other hand as an ongoing discussion context for networking work at U Bremen in the thematic area of post/coloniality and modernity.

 

Wer arbeitet hier?

Prof. Dr. Gisela Febel
Prof. Dr. Michi Knecht
Prof. Dr. Martin Nonhoff
Prof. Dr. Ingo H. Warnke

Prof. Dr. Shalini Randeria (U Bremen Excellence Professur als assoziiertes Mitglied)

 

Spektral-Weiß Die Erscheinung kolonialzeitlicher Europäer*innen Unbekannte*r Künstler*in, Kolonialer Soldat mit Fernglas, Kongo, ca. 1980 © Sammlung Heike Behrend, Foto: Anita Back/HKW
Spektral-Weiß
Die Erscheinung kolonialzeitlicher Europäer*innen.
Unbekannte*r Künstler*in, Kolonialer Soldat mit Fernglas, Kongo, ca. 1980.
© Sammlung Heike Behrend, Foto: Anita Back/HKW.

Violence, Age, and Gender.

Worum geht es?

Forschungsinnovationen brauchen Kooperationen. Das im Rahmen der Worlds of Contradiction (WoC) neu gegründete interdisziplinäre Lab wird sich der Thematik „Violence, Age and Gender“ aus rechts- und sozialwissenschaftlicher Perspektive nähern und Kompetenzen bündeln. Ziel des Labs ist es, nationales und internationales Wissen über Vorkommen und Ursachen geschlechtsspezifischer Gewalt und Belästigung im öffentlichen, institutionellen sowie auch privaten Raum interdisziplinär zusammenzuführen, um daraus weitere Forschungsfragen abzuleiten sowie Strategien zur Gewaltprävention zu entwickeln. Ausgangspunkt dafür ist das aktuelle Übereinkommen 190 über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt der internationalen Arbeitsorganisation (ILO).

Gewalt strukturell und individuell zu erleben heißt, in und mit Widersprüchen zu leben. Formen der Gewalt werden zu verschiedenen Zeiten des Lebens und in unterschiedlichen Konstellationen erfahren; gesellschaftliche sowie individuelle Entwicklungschancen werden dadurch beeinträchtigt.

Elf Bremer Wissenschaftlerinnen aus drei Fachbereichen (6, 8, 12) und drei Instituten (bigas, artec und SOCIUM) nutzen für die Untersuchung von gewaltinduzierten Widersprüchen im Lebens(ver)lauf Gender als gemeinsames zentrales Analysekriterium, unter Einbezug einer intersektionalen Perspektive. Aus den jeweils miteinander verschränkten Ungleichheitsdimensionen Geschlecht, Alter, Klasse bzw. Schicht und Ethnizität ergeben sich Überlagerungen mit Gewalt, Migrationsprozessen und Rassismus.

Der zugrunde gelegte interdisziplinäre und interdependente Gewaltbegriff erlaubt die Untersuchung staatlicher, institutioneller, organisationaler oder interpersoneller Gewalt gegenüber Menschen aller Geschlechter und verschiedener Altersgruppen sowie von Machtbeziehungen, wie beispielsweise in Arbeitsverhältnissen oder bezüglich Mehrfachdiskriminierungen. Als Grundlage dienen Quellen zu internationalen und regionalen völkerrechtlichen Übereinkommen einschließlich deren Überwachung sowie Forschungsergebnisse aus den Rechts- und Sozialwissenschaften.

Das Lab knüpft somit an die an der Universität Bremen seit den 1980er Jahren etablierte Genderforschung an und verfolgt mit der interdisziplinären Sichtweise auf das Thema Gewalt einen Theorie-Praxis-Transfer, der dazu beiträgt, Lebensverhältnisse konkret zu verbessern. Die Forschungsergebnisse werden als Transferangebot für Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zur Verfügung gestellt.

Wer arbeitet hier?

Dr. Ruth Abramowski
Wiebke Blanquett, M.A.
Ass. Prof. Dr. Fatma Karakaş-Doğan
Dr. Sylke Meyerhuber
Prof. Dr. Konstanze Plett, LL.M.
Dr. Sabine Ritter
Prof. Dr. Ursula Rust
Prof. Dr. Simone Scherger
Prof. Dr. Ines Weller
Prof. Dr. Betül Yarar

Neben den beteiligten aktiven Wissenschaftler_innen steht das Lab in einem Austausch mit den in der Bremer Tradition universitärer Genderforschung stehenden Kolleginnen Prof. Dr. Karin Gottschall (FB 8, Vorstand SOCIUM, Leiterin der Abteilung „Ungleichheitsdynamiken in Wohlfahrtsgesellschaften“) und Prof. Dr. Gabriele Bolte (FB 11, Geschäftsführende Direktorin des IPP).

Was findet statt?

Für 2021 sind verschiedenen Vorträge bzw. Workshops mit anerkannten europäisch und international aktiven Jurist_innen und zu Gewalt forschenden Soziolog_innen geplant.

Eine größere Konferenz (mit ca. 100 Teilnehmenden) für Anfang Dezember 2021 in der Evangelischen Akademie Loccum mit der anschließenden Veröffentlichung eines Sammelbandes ist bereits in Planung.

What’s it about?

Research innovations need cooperation. The interdisciplinary lab, which was founded as part of the WoC (Worlds of Contradiction) will approach the topic of “Violence, Age and Gender” from a legal and social science perspective and bundle competencies. The aim is to merge national and international knowledge about the occurrence and causes of gender-specific violence and harassment in public, institutional, and private spheres in an interdisciplinary manner to derive further research questions and develop strategies to prevent violence. Starting point is the current Convention 190 on the elimination of violence and harassment in the work environment adopted by the International Labour Organization (ILO).

Experiencing violence in a structural and individual way means to live in and with contradictions. Forms of violence are experienced at different times of life and within different circumstances, which affects social and individual development opportunities.

Eleven Bremen University scholars from three departments (Law, Social Sciences, Pedagogy and Educational Sciences) and three institutes (bigas, artec, and SOCIUM) use gender as the common analysis criterion for the investigation of violence-induced contradictions in (the course of) life, applying an intersectional perspective. The intertwined inequality dimensions gender, age, class, and ethnicity result in overlaps with violence, migration, and racism.

The underlying interdisciplinary and interdependent concept of violence allows the investigation of governmental, institutional, organisational or interpersonal violence against people of all genders and different age groups as well as power relationships, such as power imbalances in employment relationships or multiple discrimination. Sources related to international and regional legal conventions, including their monitoring, as well as research results from the legal and social sciences are used as the foundation.

The lab thus builds on the gender research that has been established at the University of Bremen since the 1980s and, with its interdisciplinary perspective on the subject of violence, aims at a theory-practice transfer contributing to concrete improvements of living conditions. The results will be made available for knowledge transfer between politics, administrations, and civil society.

Who is involved?

Dr. Ruth Abramowski
Wiebke Blanquett, M.A.
Ass. Prof. Dr. Fatma Karakaş-Doğan
Dr. Sylke Meyerhuber
Prof. Dr. Konstanze Plett, LL.M.
Dr. Sabine Ritter
Prof. Dr. Ursula Rust
Prof. Dr. Simone Scherger
Prof. Dr. Ines Weller
Prof. Dr. Betül Yarar

In addition to the active scholars involved, the lab collaborates with colleagues who pursue research within the tradition of gender research at the University of Bremen: Prof. Dr. Karin Gotschall (FB 8, SOCIUM board member, head of the department of “Dynamics of Inequality in Welfare Societies”) and Prof. Dr. Gabrielle Bolte (FB11, managing director of the IPP).

Preview

Various lectures and workshops with renowned European and international lawyers and sociologists researching violence are planned for 2021.

A larger conference (including around 100 participants) at the Protestant Academy “Loccum” is planned for December 2021, with the subsequent publication of an anthology collection.

 

Widerspruch erzählt: multimodale narrative Strategien des Widerspruchs.
Contradiction Told: Multimodal Narrative Strategies of Contradiction.

Worum geht es?

Widersprüche sind gesellschaftlich konstruierte Situationen, in denen miteinander unvereinbare Glaubenswelten oder Weltanschauungen miteinander in Berührung kommen – dies kann sowohl produktiv sein und zu neuen und kreativen Positionierungen führen, als auch destruktiv, indem Machtverhältnisse zum Nachteil von Gruppen innerhalb des Ganzen ausgespielt werden. Der Schwerpunkt dieses interdisziplinären Labors liegt auf den besonderen Mechanismen, mit denen Erzählung und Diskurs solche Situationen multimodal konstruieren. Aufbauend auf unserer etablierten Grundlagenarbeit zur Textualität wird die Analyse von multimodalen Erzählstrategien des Widerspruchs in diversen Medien und Anwendungsfeldern einschließlich pädagogischer und didaktischer nachgegangen. Die Mitglieder des Labors weisen wesentliche Vorarbeiten auf; der Zweck des WoC-Lab selbst ist es, diese Einzelprojekte sowie ihre fortgesetzte und zunehmende Synergie weiter miteinander zu verzahnen, um sich in Richtung größerer Forschungsprojekte zu bewegen.

Zu den bereits aktiven Themenbereichen gehören:

  1. Genre-Störungen auf Grundlage des von Preußer und Schlickers herausgegebenen Bandes Genre-Störungen. Irritation als ästhetische Erfahrung im Film (2019) sowie dem von Schlickers entwickelten transmedialen Erzählkonzept des Verstörenden Erzählens (Schlickers 2017 und Schlickers/Toro 2018) werden narrative Strategien des Widerspruchs in unterschiedlichen Genres und Medien (Literatur, Theater, Film, graphic novels…) sowie in diversen Anwendungskontexten untersucht.
    (Schlickers, Bateman, Kepser)
  2. soziokritische multimodale Analysen der Medien (inkl. Film, Nachrichten, Socialmedia): Aufbauend auf der Bielefelder ZiF-Forschergruppe (Bateman/Bhatt/O’Halloran) zu Multimodaler Rhetorik in Onlinemedien-Kommunikation wird untersucht, wie die rasante Vermehrung von Medienplattformen es politischen Gruppierungen ermöglicht, widersprüchliche Diskurse ins Leben zu rufen und zu lenken, die die in traditionellen konsensbasierten Medienrahmen geführten Diskurse zunehmend verdrängen. (Bateman, Kepser, Schaffeld)
  3. „Über die Torwächter der Wissenschaft: Die filmische Narrativierung von Inklusions- und Exklusionsprozessen“: Aufbauend auf Fiction Meets Science wird die multimodale narrative Konstruktion von gesellschaftlichen Inklusions- und Exklusionsprozessen analysiert. (Schaffeld, Bateman, Kepser)

Unserer Meinung nach sind Text und Textualität innerhalb der aktuellen WoC-Orientierung nur unzureichend vertreten. Die Einrichtung dieses WoC-Labors wird dazu beitragen, diese unbefriedigende Situation wieder auszugleichen und einen Andockpunkt anzubieten für alle, die Textualitätsbezüge vertieft verfolgen möchten.

Interdisziplinarität
Die Hauptträger dieses Labors stehen jeweils im Zentrum von sehr breiten interdisziplinären Netzwerken, die sich alle in den einzelnen Forschungsrichtungen und in ihren vielfältigen Verflechtungen niederschlagen. Die laufenden und geplanten Initiativen sind jeweils mehrfach mit anderen Disziplinen vernetzt. Bereich I verbindet sich mit der Narratologie, Literaturwissenschaft und Filmwissenschaft, Bereich II mit Informatik, Soziologie, Politikwissenschaft, Mediendidaktik, Korpuslinguistik, Visualisierung, Medienwissenschaft, visueller Kommunikation und kritischer Diskursanalyse und Bereich III mit Autoren literarischer Werke, Soziologie, Medienwissenschaft, Kulturwissenschaft, Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik.

Drittmittelstrategie
Eines der Hauptprobleme von Drittmittelversuchen in den Geisteswissenschaften ist das der „großen Ideen“. Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler beschäftigen sich in der Regel gerne mit ‚großen Themen’ von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung und allgemeinem Interesse. Diese Ideen lassen sich oft weniger gut in Förderanträge umsetzen, weil sie inhärent höchst interdisziplinär sind und daher einer Begutachtung durch Fachkolleg*innen aus verschiedensten Disziplinen unterliegen: Diese bringen unterschiedliche methodische Verpflichtungen mit sich, die zusammen die Chancen auf Akzeptanz deutlich verringern. Die Forschungsstrategie des Textualitäts-WoC-Labs geht auf diese Situation mit einer langfristigen und bereits gut entwickelten Antwort ein: die kontinuierliche Vorbereitung mehrerer Anträge, Veröffentlichungen und Workshops, die sich auf Bereiche konzentrieren, die eindeutig zu unseren individuellen und kollektiven Kernstärken gehören. Kurz- bis mittelfristig soll damit eine zunehmend starke Erfolgsbilanz in der Drittmittelförderung und der kooperativen Arbeit gesichert werden. Langfristig bereitet dies eine stärkere Unterstützung durch die Forschungsgemeinschaft vor, wenn die ‚großen Ideen’ doch endlich auf die Tagesordnung für Antragstellungen gesetzt werden können.

What’s it about?

Contradictions are socially constructed situations in which irreconcilable worlds of belief are brought into contact with one another – this can be both productive, leading to new and creative worldviews, and destructive, in that power relations are played out to the detriment of groups within the whole. In this interdisciplinary laboratory a particular focus is placed on the mechanisms by which narrative and discourse construct such situations multimodally. Building on our established foundational work on textuality, the lab will pursue analyses of multimodal narrative strategies of contradiction in various media and fields of application, including pedagogical and didactic contexts. The members of the laboratory have all already undertaken substantial work on themes related to the overarching theme; the purpose of the WoC-Lab is thus to further integrate these individual activities to ensure their continued and increasing synergy in order to move towards larger research projects.

Among the subject areas already active are

  1. Genre disturbances: Based on the volume Genre-Störungen. Irritation als ästhetische Erfahrung im Film (2019), published by Preußer and Schlickers, and the transmedial narratalogical concept of perturbatory narrative, developed by Schlickers (Schlickers 2017 and Schlickers/Toro 2018), narrative strategies of contradiction will be investigated in different genres and media (literature, theatre, film, graphic novels…) as well as in various contexts of application.(Schlickers, Bateman, Kepser)
  2. Socio-critical multimodal analyses of the media (incl. film, news, social media): Building on the work of the currently running ZiF research group (Bateman/Bhatt/O’Halloran) on multimodal rhetoric in online media communication in Bielefeld, this area investigates how the rapid proliferation of media platforms enables political groups to initiate and direct contradictory discourses that increasingly displace the discourses conducted in traditional consensus-based media frameworks. (Bateman, Kepser, Schaffeld)
  3. „On the Gatekeepers of Science: The Cinematic Narrativization of Inclusion and Exclusion Processes“: Building on the Fiction Meets Science research group, this area focuses on the multimodal narrative construction of social inclusion and exclusion processes. (Schaffeld, Bateman, Kepser)

We believe that text and textuality are insufficiently represented within the current WoC orientation. The establishment of this WoC laboratory will help to compensate for this unsatisfactory situation and provide a docking point for all those who wish to pursue textuality and its workings in greater depth.

Interdisciplinarity
The main supporters of this laboratory are each located within very broad interdisciplinary networks, all of which are reflected in the individual research directions of the lab and their manifold interrelationships. The current and planned initiatives are therefore already networked with other disciplines in several ways. Area I is linked with narratology, literary studies and film studies, Area II with computer science, sociology, political science, media didactics, corpus linguistics, visualization, media studies, visual communication and critical discourse analysis, and Area III with authors of literary works, sociology, media studies, cultural studies, literary studies and literary didactics.

Strategy for procuring external funding
One of the main challenges of third-party funding in the humanities is that of „big ideas“. Humanities scholars usually like to deal with ‚big issues‘ of considerable social importance and public interest. These ideas are often less easy to translate into funding proposals because they are inherently highly interdisciplinary and are therefore subject to review by Review Boards from a wide range of disciplines: These disciplines each bring with them their own methodological obligations, which together significantly reduce chances of acceptance. The research strategy of the Textuality WoC Lab responds to this situation with a long-term and already well-developed response: the continuous preparation of several proposals, publications, and workshops focusing on areas that clearly belong to our individual and collective core strengths. In the short to medium term, this should ensure an increasingly strong track record in third-party funding and collaborative work. In the long term, this will prepare the way for greater support from the research community, when the ‚big ideas‘ can finally be put on the agenda for proposals.

Aktuelle Initiativen der Forschungsförderung schließen folgende ein:„Fiction meets Science: The World of Science under the Literary Microscope“, Volkswagenstiftung (Schaffeld)
„Multimodale Rhetorik in der Onlinemedien-Kommunikation“, ZiF-Bielefeld (Bateman)

Wer arbeitet hier?

Prof. John Bateman (PhD)
Dr. Rebecca Kaewert
Prof. Dr. Matthis Kepser
Prof. Dr. Heinz-Peter Preußer (U Bielefeld)
Prof. Dr. Sabine Schlickers
Prof. Dr. Karen Struve

Weitere Publikationen

Heinz-Peter Preußer und Sabine Schlickers (Hg.): Bestimmte Unbestimmtheit. Offene Struktur und funktionale Lenkung in audiovisuellen Medien, Marburg: Schüren, 2023

In Vorbereitung:

 

(2024): Heinz-Peter Preußer und Sabine Schlickers (Hg.): Fiktionalität, Faktualität und Authentizität in den Medien, Marburg: Schüren
(2024): Heinz-Peter Preußer und Sabine Schlickers (Hg.): Zeitanomalien im Film, Marburg: Schüren

Aktuelles

Workshop 2024: „Inszenierung des Terrors: fiktional/faktual“

Mehrsprachigkeiten im Widerspruch

Worum geht es?

Mehrsprachigkeiten im Widerspruch – Widersprüchliche Perspektiven auf und Kategorisierungen von Mehrsprachigkeit – Mehrsprachigkeit als Widerspruch

Mehrsprachigkeit ist nicht erst durch Migration zur Normalität geworden, hat sich durch diese aber weiter diversifiziert. Der individuelle, gesellschaftliche, institutionelle und politische Umgang mit ihr ist dabei in vielerlei Hinsicht als widersprüchlich und widerspruchsproduzierend zu beschreiben. In der Bildungs- und Zweitsprachenerwerbsforschung hat sich ein Verständnis von Mehrsprachigkeit als Ressource etabliert, das auch in schulischen Kontexten anzutreffen ist. Dennoch wird Mehrsprachigkeit immer noch auch als Problem (v.a. in Schulen) und Sonderfall durch (sprachliche) Praktiken markiert und hergestellt. So kann z.B. auch die Beschulung neu zugewanderter Schüler*innen in sogenannten Vorklassen – v.a. auch in ihrer spatialen Ab- und Ausgrenzung – als Widerspruch zum Inklusionsparadigma gesehen werden. Damit wird Mehrsprachigkeit auch immer wieder als (erlebter) Widerspruch und Sonderfall perspektiviert bzw. als solcher sprachlich, leiblich und räumlich hergestellt.

In diesem Lab gehen wir interdisziplinär der Frage auf den Grund, durch welche unterschiedlichen Praktiken und welche Hinter- und Beweggründe dies geschieht. Das Lab macht es sich zum Ziel, diese Widersprüchlichkeiten sichtbar zu machen und interdisziplinär untersuchen. Dabei greifen wir zum einen individuelle Aspekte auf und beleuchten Mehrsprachigkeit in ihren diversen Ausprägungen und Kategorisierungen, ihren Positionierungen, in ihrem bewusst ausgedrückten Widerspruch etc. in ihrer Bedeutung für Subjektivierungsprozesse. Hier werden bewusst (und anders als in vielen anderen Projekten) auch (digitale) Räume als sprachkreative Räume innerhalb und außerhalb von Institutionen untersucht.

Zum anderen wird diskurslinguistisch untersucht werden, welche Widersprüchlichkeiten sich in Diskursen um Mehrsprachigkeit zeigen. Dies wird vor allem im Paradigma der Agonalität vollzogen, um zu untersuchen, welche einander gegenüberstehenden Positionen kontrastiert werden (z.B. Benennung und Charakterisierung von und Umgang mit sog. (Schul-)Fremdsprachen und sog. Herkunftssprachen). Mit linguistic landscapes wird die visuelle Mehrsprachigkeitsforschung einbezogen, die in ihrer aktuelleren qualitativen Ausrichtung soziokulturelle und soziohistorische Entstehungskontexte einbezieht und die symbolische (widersprüchliche) Konstruktion des öffentlichen Raums beleuchtet.

Wer arbeitet hier?

Prof. Dr. Andrea Daase
Prof. Dr. Claudia Harsch
Dr. Anna Mattfeldt

Religion glokal – Religiöse Diskurse im Spannungsfeld von Globalität und Lokalität

Worum geht es?

Das Lab widmet sich der Untersuchung von Ausprägungen des Lokalen im Kontext des globalen Religionsdiskurses. Hier stehen insbesondere Aushandlungsprozesse im Fokus, in deren Rahmen das Lokale in expliziten Widerspruch zum Globalen gesetzt wird, etwa in Folge essenzialisierender Strategien zur Legitimierung und Abgrenzung der jeweils eigenen religiösen Identität.

Globalität und Lokalität werden häufig als Gegensatzpaar verstanden. Demgegenüber hat Roland Robertson angemerkt, dass beide Begriffe sich vielmehr gegenseitig durchdringen und komplementär zueinander sind. Im Hintergrund seiner Argumentation steht dabei die These, dass es sich bei dem Begriffspaar global – lokal tatsächlich um Ausprägungen ein und desselben globalen Diskurses der heutigen Welt handelt, das Lokale also selbst ein Produkt der Globalisierung (im Sinne einer ‚Erfindung von Tradition‘) darstellt. Die Mitglieder des Labs blicken aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven auf den Diskurs: Zum einen historisch, indem spezifische lokale Entwicklungen im Kontext der globalen Religionsgeschichte analysiert werden; zum anderen soziologisch, indem partikulare Identitäten und Subjektivierungen im Kontext globaler Diskurse untersucht werden; zum dritten ethnographisch, indem Aushandlungen lokaler Identität ins Verhältnis zu globalen konfessionellen Religionspolitiken gesetzt werden. Strukturell versteht sich das Lab (über den WoC-Kontext hinaus) als lokale Ausprägung und interdisziplinäre Erweiterung des Arbeitskreises „Globale Religionsgeschichte“ der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft (DVRW), der sich aktuell in Gründung befindet. In diesem Kontext wird die Zusammenarbeit des Labs mit Forschenden anderer Universitäten angestrebt.

Wer arbeitet hier?

Eva Arnaszus
Dr. Ulrich Harlass
Lara Lindhorst
Rosa Lütge
Prof. Dr. Yan Suarsana
Dr. Thorsten Wettich

Pluriversale Erinnerungskulturen in postmigrantischen Gesellschaften

Worum geht es?

Das Lab ‚Pluriversale Erinnerungskulturen in postmigrantischen Gesellschaften‘ ist ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben aus den Kultur-, Literatur-, Kommunikations- und Geschichtswissenschaften. Im Zentrum des Labs wird die interdisziplinäre Befragung pluriversaler Erinnerungskulturen und ihrer unterschiedlichen Formationen in postmigrantischen Gesellschaften stehen. Von besonderer Wichtigkeit werden dabei Erinnerungsdiskurse und historische Rezeptionsformen aus dem Globalen Süden, Ost(mittel)europa, Zentraleuropa und Nordamerika sein. Die spezifisch transnationale Ausrichtung des Labs wird es ermöglichen, die Konzeption der multidirektionalen Erinnerung (Rothberg) jenseits der etablierten Gegenüberstellung von Holocaust Erinnerung und postkolonialen Erinnerungspolitiken zu erweitern und hinsichtlich der vielfältigen Migrationsbewegungen der Gegenwart interdisziplinär zu befragen.

Traumatische Prägungen des Gedächtnisses und diasporische Zeugenschaften, wie sie die postkolonialen Studien artiku­lieren, tragen zu globalen Dynamiken bei, die wir unter dem Arbeitsbegriff ‚pluriversale Erinnerungskulturen‘ als Verhandlun­gen von Widersprüchen und Leben mit Widersprüchen weiter erforschen werden. Das Lab widmet sich daher zum einen den vielschichtigen Kontakt- und Konfliktzonen der heutigen postmigrantischen Gesellschaften, also den Zonen, in denen verschiedene Erinnerungsnarrative und Zeitlichkeiten sich treffen, miteinander in Dialog oder auch in Kon­flikt treten. Zum anderen werden die Politiken in den Blick genommen, die mittels unterschiedlicher Regierungstechniken versuchen, die bestehende Ordnung von Zeit und Gedächtnis aufrechtzuhalten. Im Vordergrund soll dabei vor allem das Potential des Widersprüchlichen stehen, das in Momenten des Neugruppierens oder des Verflechtens von Erinnerungen aufscheint.

Wer arbeitet hier?

Klaas Anders
Dr. Katrin Antweiler
Dr. Julia Borst
Dr. Rieke Böhling
Prof. Dr. Gisela Febel
Prof. Dr. Simon Lewis
Prof. Dr. Elisabeth Lienert
Paula Maciejewski
Dr. Hadassah Stichnothe

BremenNatureCultureLab

Worum geht es?

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Das BNCL ist ein offenes Labor für sozial- und kulturanthropologische sowie interdisziplinäre Wissenschaft-, Umwelt-, Medizin- und Technikforschung.

Das Konzept der NatureCultures oder „Natur(en)Kulturen“ stellt die nicht nur für die westliche Moderne bedeutsame Trennung zwischen Natur und Kultur in Frage und schlägt andere, beide Bereiche verbindende Denkweisen vor. Zur Analyse von „hybriden“, „techno-wissenschaftlichen“ Entitäten wie geklonten Schafen, tiefgefrorenen Embryonen oder Fieberdektoren an internationalen Flughäfen werden neue Forschungsprogramme entwickelt, die Perspektiven aus ganz unterschiedlichen Disziplinen und Feldern verknüpfen.

Gesellschaftliche Problemstellungen von hoher Dringlichkeit – vom Klimawandel über die Bekämpfung globaler Epidemien bis hin zu Fragen ökologisch verantwortbaren Wirtschaftens und der Zukunft der Ozeane – sind ganz offensichtlich an den Schnittstellen von Kultur und Natur angesiedelt. Diese Entwicklungen fordern die Kultur- und Sozialwissenschaften nachdrücklich dazu auf, ihre Perspektiven auf Menschen, Umwelt und andere Lebewesen sowie ihren Anthropozentrismus neu zu durchdenken und das Zusammenleben heute und in Zukunft konstruktiv mit zu gestalten. Die Denkbewegung der NaturenKulturen-Forschung nimmt dabei nicht nur neue (bio-)technologische Entwicklungen als entscheidenden Motor der Vermehrung von quasi-natürlichen Objekten in den Blick, sondern untersucht Phänomene der Vermischung und materiell-semiotische Praxen Praxen in allen Bereichen an der Schnittstelle von Natur und Kultur.

Bislang ist die NaturenKulturen-Forschung vor allem im angloamerikanischen Raum angesiedelt. Das Bremen NatureCultures Lab zielt darauf ab, diese neue Forschungsperspektive an der Universität Bremen zu verankern. Seit dem Sommersemester 2014 werden im Rahmen einer offenen Forschungswerkstatt gemeinsam aktuelle Arbeiten aus Sozial- und Kulturanthropologie/Ethnologie, Science and Technology Studies, Human- und Kulturgeographie sowie angrenzenden Gebieten rezipiert und diskutiert. In der Auseinandersetzung mit neuen Konzepten wie „Multi-species ethnography“ oder „multilateral geographies“ werden kollaborative Forschungsperspektiven und innovative Fragestellungen im Bereich der NaturenKulturen entwickelt.

What’s it about?

The BNCL is an open laboratory for social and cultural anthropology and interdisciplinary science, environmental, medical and technology research.

The concept of NatureCultures or „nature(s)cultures“ questions the separation between nature and culture – a separation inaugurated by western modernity – and proposes ways of thinking beyond these divisions. As we analyse „hybrid“, „techno-scientific“ entities such as cloned sheep, frozen embryos or fever detectors at international airports, we also develop new research programs that combine approaches from very different disciplines and fields.

Social problems of great urgency – from climate change and the fight against global epidemics to questions of ecologically responsible economic activity or the future of the oceans – are clearly located at the intersection of culture and nature. These problems emphatically demand that the cultural and social sciences rethink their approach to humans, the environment and other living beings. it also demands a move away from anthropocentrism and for a constructive role in shaping human and more-than-human coexistences today and in the future. The NatureCultures research approach focuses not only on new (bio)technological developments as a decisive driver of the proliferation of quasi-natural objects, but also examines phenomena of mixing and material-semiotic practices in all areas at the interface of nature and culture.

Up to this point, research into NatureCultures has mainly been carried out in Anglo-America. The Bremen NatureCultures has mainly been carried out in Anglo-America. The Bremen NatureCultures Lab aims to anchor this research perspective at the University of Bremen. Since the summer semester of 2014, current work from social and cultural anthropology/ethnology, science and technology studies, human and cultural geography and related fields has been jointly discussed in an open research workshop setting. This aim is to develop collaborative research perspectives and innovative questions in the field of NatureCultures by exploring „multi-species ethnography“ or „multinatural geographies“ among other things.

Lab-Archiv

Christliches Abendland – Funktion und Genese eines widersprüchlichen Diskurses.

Worum geht es?

Dieses WoC-Lab untersucht in zwei miteinander verschränkten Bereichen die kontrovers geführte Abendlanddiskussion. Ein Strang dieser Forschung befasst sich mit der gegenwärtigen medialen Debatte zum Abendland, die in den digitalen Medien geführt wird. Ein zweiter Strang geht der historischen Genealogie dieser Debatte nach und verortet sie im weiteren Kontext europäischer oder „westlicher“ Identitätsdiskurse, insbesondere um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Lisa Kienzl und Kerstin Radde-Antweiler untersuchen den gegenwärtigen Diskurs zum „christlichen Abendland“ aus einer medienwissenschaftlichen und sozialempirischen Perspektive (synchrone Ebene); im Fokus stehen dabei die Akteure mit ihren diskursiven Positionierungen und Strategien sowie die Medialität und die verschiedenen Kontexte der Äußerungen.

Yan Suarsana und Ulrich Harlass analysieren – ausgehend vom zeitgenössischen Diskurs – die historische Genese von heutigen Konzeptionalisierungen des „christlichen Abendlands“ (diachrone Ebene). Basierend auf dem foucault‘schen Modell der Genealogie sollen die verschiedenen historischen Herkunftslinien des Konzepts in die Vergangenheit verfolgt werden, um die globale Verflechtung der Debatten sowie die Kontextualität und Kontingenz der oft widersprüchlichen und wandelbaren inhaltlichen Füllungen von „Abendland“ zu ergründen. Die historisch-kritische Vorgehensweise orientiert sich dabei an postkolonialen und globalgeschichtlichen Ansätzen, die in den Kulturwissenschaften zurzeit diskutiert werden.

Dieses Lab behandelt somit einen Gegenstand, der für das Feld der Contradiction Studies von besonderem Interesse ist, weil sich mit dem „christlichen Abendland“ ein geradezu prototypisches Beispiel für einen diskursiven Antagonismus identifizieren lässt, der mit gesellschaftlichen Aus- bzw. Abgrenzungsprozessen und politischem Othering verbunden ist.

Wer arbeitet hier?

Ulrich Harlass
Dr. Dr. Lisa Kienzl
Prof. Dr. Yan Suarsana

Prof. Dr. Kerstin Radde-Antweiler (assoziiertes Mitglied)

Logiken der Bildung - Handeln in Antinomien ("contradictions @ school").

Laufzeit:

2020 – 2022

Mitglieder:

Prof. Dr. Alisha Heinemann
Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu
Prof. Dr. Natascha Korff
Prof. Dr. Nadine Rose
Prof. Dr. Karsten D. Wolf

Vorstellung

Wir gehen davon aus, dass Bildung nicht nur instrumentell als Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Gesellschaft und des Arbeitsmarktes hin gedacht, sondern vor allem als Stärkung von Autonomie und Selbstwirksamkeit, als Bedingung umfassender gesellschaftlicher Partizipation (eben nicht nur im ökonomistischen Sinne) verstanden werden sollte. Daher stellt sich die Frage, wie dieses Bildungsideal seine Resonanz in einem System finden kann, dass unter aktuellem politischen (Handlungs-)Druck für die Aufrechterhaltung nationalgesellschaftlicher Identität und damit vorgeblich verbundenen Werten und Normen verantwortlich gemacht wird und die Aufnahme von Zugewanderten als systemisch kaum zu bewältigende Aufgabe des Umgangs mit Diversität erklärt. Wenn Ungleichheit als Ausgangspunkt und Zielperspektive die Strukturen und Handlungslogiken des (mehrgliedrigen deutschen) Bildungssystems nachhaltig geprägt haben, stellt sich die Frage, wie unter aktuellen systemischen Bedingungen Paradigmen wie Inklusion, migrationsgesellschaftliche Öffnung, Individualisierung und Digitalisierung in der Lage sind, alte Logiken aufzubrechen und Bildungsgerechtigkeit zu befördern.

Die so formulierte Ausgangsidee des Lab erhält unter den aktuellen Eindrücken der mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie getroffenen schulpolitischen Entscheidungen eine ungeahnte Aufforderung zur Neujustierung. Wollten wir uns ursprünglich insbesondere auch informellen Lernprozessen, die durch Medien unterstützt werden, als Prozessen, die außerhalb des Kontrollbereichs der einzelnen Lehrkraft, der Schule, ihrer Verwaltung und der zugehörigen Aufsichtsbehörden liegen, in besonderer Weise widmen, weil diese die etablierten Logiken des Schulsystems und damit die bisherigen kommunikativen Aushandlungsprozesse infrage stellen, so erhält diese Frage nun im Lichte der aktuellen Erfahrungen des schulischen Lernens im erzwungenen ´home-schooling´ eine ungeahnte Dynamik. Die Frage nach den ´Logiken der Bildung´ erhält eine spezifische Brisanz im Spannungsfeld von sozialer Ungleichheit, migrationsgesellschaftlichen Bedingungen und medialen Vermittlungsformen.

Im WoC-Lab “Logiken der Bildung” wollen wir in interdisziplinären Workshops ausloten, wie sich das gemeinsame Forschungsinteresse in Forschungsfragen und -formate übersetzen lässt und Ideen für einen gemeinsamen Verbundantrag entwickeln (etwa Promotionskolleg, Paketantrag o.ä.).

Woran hat das Lab gearbeitet?

Neben unregelmäßigen Arbeitstreffen von Lab-Beteiligten in unterschiedlichen Konstellationen im Semester, fanden jährliche halbtätige Workshops aller Beteiligten statt. Diese dienten dazu, gemeinsame Forschungsinteressen und -möglichkeiten zu besprechen. Geplant war die Einreichung eines gemeinsamen Forschungsantrags bzw. eines Graduiertenkollegs aller Beteiligten. Dazu kam es nicht. Es haben sich unterschiedliche jeweils an den thematischen Schnittstellen angesiedelte Forschungskooperationen entwickelt, für die der Austausch im Lab eine wertvolle Grundlage war, die aber aufgrund der thematischen Spezifitäten nicht im Gesamtsetting des gemeinsamen Labs fortgeführt werden.

Während der Laufzeit dieses Labs wurden in unterschiedlichen Konstellationen der beteiligten Kolleg*innen verschiedene Aktivitäten mit Bezug zum WoC-Lab durchgeführt:

  • Durchführung einer Ringvorlesung im Wintersemester 19/20 zu „Bildung – Macht – neue Autorität(en) – pädagogische Fragen einer gefährdeten Demokratie“ mit sechs externen Referent*innen u.a. unter Einbettung des WoC-Vortrags von Ruth Wodak. (Alisha M.B. Heinemann, Yasemin Karakaşoğlu und Nadine Rose)
  • Einreichung eines Forschungsantrags beim BMBF 2021 zum Thema: „Chancen und Kluften der Digitalisierung in herausgeforderten Bildungssettings“ (Volumen: 1,2 Mio Euro) (Yasemin Karakaşoğlu und Karsten Wolf gemeinsam mit der Kollegin Maike Vollstedt aus der Mathematikdidaktik)
  • Durchführung des zweijährlich stattfindenden Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft im März 2022. Der Kongress mit dem Titel „EntGRENZungen“ wurde wg. Pandemiebedingungen als Online-Kongress durchgeführt und von 1.700 Personen besucht. Die inhaltliche Ausgestaltung des Kongresses orientierte sich an Kernthemen des Labs: Globalisierung, Migration, Klimagerechtigkeit und Digitalisierung in intersektionaler Verknüpfung. (Leitung des Lokalen Organisationskomitees durch Alisha Heinemann, Yasemin Karakaşoğlu und Nadine Rose. Mit eigenen umfangreichen Arbeitspaketen waren auch die Arbeitsbereiche von Natascha Korff und Karsten Wolf beteiligt.)
  • Internationale Konferenz “Addressing (and) Inequality“ im September 2021 an der Universität Bremen, verantwortet und durchgeführt von Nadine Rose, finanziell unterstützt durch Förderung der DFG.
  • Fortlaufende gemeinsame Betreuung von Doktorand*innen: Verena Honkomp-Wilkens (Alisha M.B. Heinemann und Karsten Wolf), Lisa Vogt (Alisha M.B. Heinemann und Yasemin Karakaşoğlu), Saman A. Sarabi (Alisha M.B. Heinemann und Nadine Rose).

Objekte f/Formen Wissen.

Worum geht es?

Das Lab „Objekte f/Formen Wissen“ verfolgt als interdisziplinärer Zusammenschluss von Historiker*innen, Archäolog*innen, Kulturwissenschaftler*innen, Sozialwissenschaftler*innen und Humangeograf*innen sowie Literaturwissenschaftler*innen zwei Schwerpunkte: 1.) die Frage, welchen Anteil Objekte in ihrer Materialität und Historizität an der Wissensproduktion haben sowie 2.) die Aufmerksamkeit auf die Widersprüche, die sich aus unterschiedlichen disziplinären Zugängen zu bestimmten Objekten ergeben. Die Perspektive des Lab bleibt damit nicht bei der Feststellung der Konstruiertheit wissenschaftlicher Objekte stehen, sondern setzt die Konfrontation divergierender disziplinärer Zugriffe dazu ein, dem (materiellem) Eigensinn der jeweiligen Objekte Rechnung zu tragen. Damit geraten sowohl objekt-inhärente Differenzen und Widersprüchlichkeiten in den Blick wie widersprüchliche Relationierungen.

What’s it about?

As an interdisciplinary association of historians, archaeologists, cultural scientists, social scientists and human geographers as well as literary scholars, the Lab “Objekte f/Formen Wissen” has two main focuses: 1) the question of the materiality and historicity of scientific objects and their share in the production of knowledge and 2) attention to the contradictions that arise from different disciplinary approaches to particular objects. The perspective of the Lab thus does not stop at declaring the constructedness of scientific objects, but uses the confrontation of divergent disciplinary approaches to take into account the (material) existence and resistance of the respective objects. Thus, object-inherent differences or even contradictions come into view as well as contradictory relations.

Wer arbeitet hier?

Dr. Jan Gerstner
Prof. Dr. Uta Halle
PD Dr. Karen Struve

Tobias Goebel, M.A. (assoziiertes Mitglied, Deutsches Schifffahrtsmuseum)
Dr. Hauke Kuhlmann (assoziiertes Mitglied)
Prof. Dr. Ruth Schilling (assoziiertes Mitglied, Deutsches Schifffahrtsmuseum)
Dr. Lisa Spanka (assoziiertes Mitglied)