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DECOLONIZING COLLECTIONS – NETWORKING TOWARDS RELATIONALITY

Decolonizing – This blog is aimed at decentering the debate on colonial and ethnographic collections, archives, and museums. Its goal is to rethink colonial knowledges and dominant epistemic practices in an attempt to undo them. We seek to destabilize center-periphery divisions by providing a platform for diverse voices from various backgrounds, provincializing taken-for-granted assumptions in museums and by reaching out to new publics. We invite indigenous stakeholders, local experts, postcolonial activists, artists, museum practitioners, and scholars from different disciplines and regions to contribute.

Collections – In recent years, colonial collections and the ethnographic museum’s colonial past have increasingly taken center stage in the momentous debate on Europe’s colonial legacies. The traces of colonial violence, which have been silenced or ignored for a long time, are reemerging in today’s post-migrant societies and globalized world. This reemergence is shaking the grounds of the museum as a space where culture is canonized, where belonging and non-belonging are debated, and where national identity has been formed via the exclusion of the “Other”. Curators are forced to radically rethink former representational logics and to expand their practice from caretaker and specialist to activator and provider of objects, confronted with new groups of actors claiming another politics of memory, the return of objects, as well as an equal share in representational politics and administering the collections. These shifts and their consequences emphasize the immense potential of artefacts in representing past and current issues and in creating forms of mutual memory. Beyond long established classifications in museum work, artefacts are enmeshed in relationships with other objects and persons and harbor the chance to be agents in attempts to reconcile and repair and to create new meanings when returned or (re-)connected to diasporic and cosmopolitan networks.

Networking – Acknowledging our mutual global interdependence appears crucial in times of rising nationalism and fragmenting globalization. The blog aims to counteract Eurocentric and nationalized perspectives and the re-emergence of neo-colonial patterns, foster intercontinental knowledge transfer, and give scope to different epistemic practices. We welcome reports on the development of collaborative research and curatorial practice at and between different locales and on the forging of new alliances and networks. How can we envision the interruption and alteration of existing power relations to establish more collaborative curatorships, and how may the structures and infrastructures of museums have to change to enable a symmetrical collaboration?

towards – Now that narratives of linear progress are increasingly being questioned, it becomes possible to look at (pre-)colonial pasts and postcolonial presents from different perspectives and to consider other models of time and world making. We want to use this historical moment of uncertainty and passage to invite people to think about different futures in which objects, places, and people (re-)connect beyond the frame of the conventional museum space. We welcome not only classical academic formats for our blog, but also all sorts of heterogenous experimental modes of conversation and expression.

Relationality – When Felwine Sarr and Bénédicte Savoy published their report on African Art Restitution in 2018, they demanded the permanent restitution of African objects from French collections and envisioned the reversal of existing power relations within the museum world. Starting from this notion of a “new relational ethic”, we welcome contributions that not only think about the obstacles, anxieties, and opportunities of restitution, but that also explore further implications for museums, community work, and the humanities in general. What does it mean to disrupt the routines and step away from individual authorship and curatorship and to allow for collaborative dynamics? What are the implications of fully committing ourselves to new forms of cooperation and diversity within the often hierarchical structure of museum institutions? How can we turn the  systems of scientific reward upside down by acknowledging different ways of knowledge making?

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Über diesen Blog

DECOLONIZING COLLECTIONS – NETWORKING TOWARDS RELATIONALITY

Decolonizing – Dieser Blog möchte einen Beitrag zur Dezentrierung der Debatte über koloniale und ethnographische Sammlungen, Archive und Museen leisten. Unser Ziel ist es, koloniales Wissen und vorherrschende epistemische Praktiken kritisch zu reflektieren, auch in unserer eigenen Praxis zu überwinden und damit zugleich die hierarchischen Trennungen zwischen Zentrum und Peripherie zu destabilisieren. Der Blog bietet eine Plattform für diverse Stimmen und spricht explizit auch neue Öffentlichkeiten jenseits des akademischen Diskurses an. Wir laden indigene Interessenvertreter*innen, lokale Expert*innen, postkoloniale Aktivist*innen, Künstler*innen, Museumspraktiker*innen und Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen und Regionen ein, an diesem Vorhaben mitzuwirken.

Collections – In den letzten Jahren haben koloniale Sammlungen und die umstrittene Vergangenheit des ethnographischen Museums in folgenreichen Debatten über Europas koloniales Erbe an Bedeutung gewonnen. Die Spuren kolonialer Gewalt, die lange Zeit zum Schweigen gebracht oder ignoriert wurde, kommen in der heutigen post-migrantischen Gesellschaft und globalisierten Welt an die Oberfläche. Diese Verschiebungen in der Erinnerungspolitik bringen das strukturelle und epistemische Gefüge des Museums ins Wanken. Museen stehen als Institutionen, in denen Kultur kanonisiert wird, in denen Fragen von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit verhandelt werden und in denen sich nationale Identität durch den Ausschluss von „Anderen“ herausgebildet hat, auf dem Prüfstand. Kurator*innen sehen sich gezwungen, frühere Repräsentationslogiken radikal zu überdenken und ihr Arbeitspraxis zu verändern — vom Bewahren, Schützen und kennerschaftlichem Einschätzen von Objekten lässt sich ein Wechsel zu kooperativem Aktivieren und Bereitstellen der Objekte beobachten. Dabei treten neuen Akteursgruppen in Erscheinung, die eine andere Politik der Erinnerung, der Rückgabe von Objekten und ein gleichberechtigtes Mitwirken an der Repräsentationspolitik und der Verwaltung der Sammlungen einfordern. Diese tektonischen Verschiebungen und ihre Folgen verweisen auf das Potenzial von Artefakten, historische und aktuelle Themen sichtbar zu machen und gemeinsame Erinnerungsräume zu schaffen. Jenseits etablierter Klassifizierungsarbeiten im Museum sind Artefakte stets in Relationen mit anderen Objekten und Personen zu denken. Sie können zu wichtige Aktanten bei Versuchen der Versöhnung und des „Reparierens“ von Beziehungen werden und generieren neue Bedeutungen und Sinnzuschreibungen, etwa wenn sie durch Restitution in ihre Herkunftskontexte gebracht oder mit neuen, diasporischen und kosmopolitischen Netzwerken verknüpft werden.

Networking – In Zeiten des erneut aufkeimenden Nationalismus und zunehmend fragmentierender Globalisierung ist es entscheidend, unsere wechselseitige globale Verstrickung und Abhängigkeit anzuerkennen. Der Blog zielt darauf ab, eurozentrischen und nationalistischen Perspektiven und dem Wiedererstarken neokolonialer Muster entgegenzuwirken, den interkontinentalen Wissenstransfer zu fördern und unterschiedlichen epistemischen Praktiken Raum zu geben. Wir begrüßen Berichte über kollaborative Forschung und kollaborative kuratorische Praxis — an und zwischen verschiedenen Orten — sowie über die Entwicklung neuer Allianzen und Netzwerke. Wie können wir uns die Veränderung oder sogar Auflösung bestehender Machtverhältnisse vorstellen, die kooperativen Projekten im Wege stehen? Wie müssen sich die Strukturen und Infrastrukturen von Museen verändern, um eine symmetrische Zusammenarbeit möglich zu machen?

towards – Jetzt, wo die Narrative des linearen Fortschritts zunehmend in Frage gestellt werden, wird es möglich, (prä-)koloniale Vergangenheit und postkoloniale Gegenwart aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und andere Modelle der Zeit und der Weltgestaltung zu würdigen. Wir wollen diesen historischen Moment der Ungewissheit und des Übergangs nutzen und dazu einladen, über verschiedene Zukünfte nachzudenken, in denen Objekte, Orte und Menschen über den Rahmen des konventionellen Museumsraums hinaus (wieder) verbunden werden. Wir begrüßen nicht nur klassische akademische Formate für unseren Blog, sondern alle Arten von heterogenen und experimentellen Dialog- und Ausdrucksformen.

Relationality – Als Felwine Sarr und Bénédicte Savoy 2018 ihren Bericht über die Restitution afrikanischer Kulturgüter veröffentlichten, forderten sie die dauerhafte Rückgabe afrikanischer Objekte aus französischen Sammlungen und visionierten damit zugleich eine Umkehrung der bestehenden Machtverhältnisse innerhalb der Museumswelt. Ausgehend von dieser Vorstellung einer „neuen relationalen Ethik“ begrüßen wir Beiträge, die nicht nur über die Hindernisse, Ambivalenzen und Chancen der Rückgabe nachdenken, sondern auch weitere Implikationen für Museen, Community Work und die Geisteswissenschaften im Allgemeinen untersuchen. Was bedeutet es, mit Routinen zu brechen, sich von der individuellen Autorschaft und kuratorischen Autorität zu lösen und eine kollaborative Dynamik zuzulassen? Welche Auswirkungen hat es, wenn wir uns voll und ganz auf neue Formen der Zusammenarbeit und Diversität innerhalb der oft hierarchischen Struktur von Museumsinstitutionen einlassen? Wie können wir die Systeme wissenschaftlicher Anerkennung ver- oder umkehren, indem wir verschiedene Arten der Wissensgenerierung anerkennen?

The Backstory:

Going beyond Humboldt! – Dieser Blog startete 2017 unter dem Namen „Wie weiter mit Humboldts Erbe? Ethnographische Sammlungen neu denken“ als Reaktion auf die hitzige Debatte um den Bau des „Humboldt-Forums“ in der Mitte Berlins. Die anachronistische Geste, die dem Wiederaufbau-Projekt des preußischen Schlosses zu Grunde liegt, das zugleich die kaiserliche ethnographische Sammlung in der Hauptstadt Deutschlands zeigen soll, wurde vor allem von den Diasporagemeinschaften als reaktionärer Versuch gesehen, die triumphalistische Idee eines Universalmuseums wiederzubeleben. Das architektonische und konzeptionelle Projekt erschien unangemessen, um auf die Bedürfnisse einer post-migrantischen und post-kolonialen Gesellschaft zu reagieren, so dass dieser Blog eine Plattform für eine breitere Diskussion über das Humboldt-Forum und über die Zukunft ethnographischer Sammlungen im deutschsprachigen Raum anbieten sollte. Die Veröffentlichungen des Blogs haben in Deutschland und international eine wichtige Debatte gespiegelt und befördert, aber mit fortschreitender Diskussion wurde deutlich, dass das Gespräch erweitert werden muß, um einen breiteren kooperativen Austausch zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden zu ermöglichen. Als Auftakt für eine Neuorientierung fand 2019 die Konferenz „Museum Collections in Motion“ in Köln statt. Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen, Künstler*innen und Museumsexpert*innen aus der ganzen Welt kamen zusammen, insbesondere aus jenen Gemeinschaften, die Teile ihres sozialen, politischen, kulturellen und ästhetischen Erbes durch die koloniale Herrschaft verloren haben. Wir haben von unseren Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen, die großzügig ihre Perspektiven, ihr Wissen und ihre Visionen in diesem Blog geteilt haben, viel gelernt und signalisieren mit der Umbenennung des Blogs in DCNtR unsere Neuausrichtung.

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