2026

January

Vortrag | Ringvorlesung Gefährdete Demokratie | WOC & Profs gegen Rechts

Rahel Jaeggi (Berlin): Regressive Demokratie – Regressive Moderne

Der Vortrag ist Teil der Ringvorlesung „Gefährdete Demokratie“ von Profs gegen Rechts an der Universität Bremen 2025–2026.

Seit längerem ist das Erstarken anti-demokratischer Tendenzen und Kräfte in Deutschland und vielen anderen Teilen der Welt beobachtbar. Diese sind auf komplexe Weise mit Rassismen, Antisemitismus, Islamophobie, virulenten Sexismen, Klimawandelleugnung, neoliberalen Austeritätspolitiken und einem tiefgreifenden Anti-Intellektualismus und Nationalismus verzahnt. Auch die Wissenschaftsfreiheit wird zunehmend von politischer Seite (vgl. u.a. die sogenannte Fördergeld-Affäre im BMBF) entweder stark angegriffen oder allgemein als Freiheit zur Diskriminierung begriffen.

Vor diesem Hintergrund veranstaltet das Netzwerk „Profs gegen Rechts“ an der Universität Bremen in Kooperation mit der Verbundforschungsplattform Worlds of Contradiction (WOC) unter dem Titel „Gefährdete Demokratie“ eine über mehrere Fachbereiche hinweg organisierte Vorlesungsreihe, die sich der Verwundbarkeit demokratischer Prinzipien aus unterschiedlichsten Perspektiven nähert und die Universität als Ort des offenen Diskurses in Zeiten seiner Bedrohung stärken möchte.

Eingeladen werden Personen aus der Wissenschaft und dem öffentlichen Leben, die sich u.a. dem Verfassungsrecht, der Rechtsextremismusforschung, Rassismen in der Medienlandschaft und der Hochschul- und Klimapolitik der AFD widmen. Die Vorlesungsreihe wendet sich an alle Angehörigen der Universität Bremen sowie eine interessierte außeruniversitäre Öffentlichkeit und stellt die Frage nach der Verwundbarkeit demokratischer Gesellschaftsformen sowie die Arten und Gründe ihrer Gefährdungen ins Zentrum unseres Gesprächs.

WOC intern

WOC Ratssitzung

Eine Einladung erfolgt zwei Wochen vor der Sitzung.

Vortrag | Ringvorlesung Bilden und Gebildet-Werden in Klassenverhältnissen: Impulse aus den Sozialwissenschaften

Mihir Sharma (Bremen): „White Working Class“. Das politische Leben eines Begriffs

Dieser Vortrag ist Teil der Ringvorlesung „Bilden und Gebildet-Werden in Klassenverhältnissen: Impulse aus den Sozialwissenschaften“ organisiert von Pia Grimpo, Marie Hoppe, Anja Langer, Anna Moldenhauer, Matthias Olk und Nadine Rose aus dem Fachbereich 12 Erziehungs- und Bildungswissenschaften in Kooperation mit WOC.

Spätestens seit der Corona-Pandemie scheint es eine öffentliche Einsicht in die zunehmende Verschärfung gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse zu geben – die gleichzeitig von Gegendiskursen flankiert werden, die diese leugnen. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zeigen sich aktuelle soziale Ungleichheiten auch in steigenden Armutsrisiken und ungleichen Vermögensverteilungen. Damit werfen sie für die Sozialwissenschaften neue Gegenstandsbereiche auf, aktualisieren alte ‚soziale Fragen‘ und fordern eben auch dazu auf, gesellschafts- und gegenstandstheoretische Perspektiven zu finden und einzunehmen, die ökonomische Ungleichheiten überhaupt sichtbar machen. Klassentheorien scheinen hier eine aussichtsreiche Perspektive, gerade auch weil sie ein weites Feld an Theorien vereinen, das weit über seine marxistischen Ursprünge hinausweist. Die Ringvorlesung versammelt Perspektiven unterschiedlicher Sozialwissenschaften auf die Klassengesellschaft und rückt dabei insbesondere das Verhältnis von Klasse und Bildung oder der Bedeutung von Klasse in und für Bildungsinstitutionen in das Zentrum. Im Wintersemester 2025/26 geschieht dies in drei Vorträgen aus Perspektiven der Erziehungswissenschaften, Sozialer Arbeit und Kulturwissenschaft.

WOC Book Talk #1

Florian Sprenger (Bochum): Ich-Sagen. Genealogie der Situiertheit

Florian Sprenger (Bochum) im Gespräch mit Ehler Voss (Worlds of Contradiction) über sein Buch Ich-Sagen: Eine Genealogie der Situiertheit

Sich verorten, eine Position einnehmen, den eigenen Standpunkt benennen und das Motiv des eigenen Sprechens in dieses Sprechen einfließen zu lassen, ist in der letzten Dekade zu einem elementaren Sprechakt geworden. Aber warum verspüre ich überhaupt das Bedürfnis, meine Aussagen auf meinen Ort in der Gesellschaft und meine soziale Position zu beziehen? Ist es nicht irrelevant, von wo aus ich spreche und wer ich bin, weil allein zählt, was ich sage? Oder beeinflusst der Ort, von dem aus ich spreche, was ich sagen oder nicht sagen kann? Diese Fragen (und die Aufforderung, die hinter ihnen steht) verweisen auf das, was seit den späten 1980er Jahren Situiertheit genannt wird: die Annahme, dass Wissen partial ist, dass das, was jemand sagt, von Voraussetzungen, Bedingungen, Privilegien, blinden Flecken oder Diskriminierungen seiner oder ihrer Position abhängt und dass das, was wir tun, wissen oder denken, stets in unsere Situation eingebettet ist. In Ich-sagen skizziert Florian Sprenger die Begriffs- und Wissensgeschichte der Situiertheit und fragt zugleich, wie er überhaupt ein Buch über dieses Thema schreiben kann. Ohne diese Begründung, die immer an der Schwelle zur Rechtfertigung steht, wirkt das Buch unvollständig. Doch um zu verstehen, wie Praktiken und Sprechakte des Situierens eine derartige Aufladung erfahren konnten, reicht es nicht, in der Gegenwart zu bleiben und die oft ungenaue Debatte um Identitätspolitik aufzuschlüsseln. Vielmehr ist es nötig, über die aktuellen Verwendungen des Begriffs der Situiertheit hinaus einen weiten Bogen zu spannen und seiner verwinkelten Geschichte zu folgen.

Florian Sprenger, geboren 1981, hat Medienwissenschaft und Philosophie studiert und ist seit 2020 Professor für Virtual Humanities an der Ruhr-Universität Bochum. Er forscht zu virtuellen Umgebungen, Medienökologien und Praktiken der Selbstthematisierung.

Ort 
Weserburg Museum für moderne Kunst
Teerhof 20 | 28199 Bremen

Zeit
21.01.2026 | 18:30–20:00 | Einlass 18:00

April

Vortrag | WOC Research Center Digital Diaspora

Fiona Quast

Nähere Informationen folgen